Center for Regional Economic Development (CRED)

Standortdynamik und regionale Wirtschaftspolitik

Kernkompetenz: Struktur- und Regionalpolitik

Regionale Kohäsion ist in der Schweiz wie auch in der Europäischen Union ein zentrales Anliegen der Wirtschaftspolitik. Der Grundgedanke dabei ist, dass die temporäre Förderung einen sich selbst tragenden Entwicklungsprozess in den geförderten Regionen in Gang setzt und so die regionalen Ungleichheiten verringert werden können.

Unsere Forschung untersucht die Effektivität und Effizienz solcher struktur- und regionalpolitischen Massnahmen. Dabei stellen sich zwei fundamentale Herausforderungen:

  • Erstens betreffen regionalpolitische Förderprogramme oft strukturschwache Regionen, so dass ein direkter Vergleich der Entwicklung von unterschiedlich geförderten Regionen keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Massnahmen zulässt.
  • Zweitens hat die regionalpolitische Förderung einer spezifischen Region immer auch Auswirkungen auf wirtschaftlich eng verbundene Nachbarregionen. Führen also regionalpolitische Massnahme zu Verschiebung von wirtschaftlicher Aktivität, muss eine gesamtwirtschaftliche Beurteilung nicht nur die direkten Effekte der geförderten Regionen miteinbeziehen, sondern auch die indirekten Auswirkungen auf Nachbarregionen berücksichtigen.

Um diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen, greifen wir in unseren Analysen auf ökonometrische Methoden sowie Modellsimulationen zurück. Konkret identifizieren wir partielle kausale Effekte von Umverteilungsprogrammen durch Ausnutzung von (quasi-experimentellen) Diskontinuitäten im Verteilschlüssel. Diese Parameterwerte verwenden wir in einem zweiten Schritt für die Kalibrierung unserer Gleichgewichtsmodelle. Dies erlaubt uns, die Gesamtwirkung von Umverteilungsprogrammen auf die Wirtschaft verlässlich zu quantifizieren.

Wie können die regionalpolitischen Förderprogramme der EU optimiert werden?

Das Volumen regionaler Umverteilungsprogramme in Europa ist erheblich: Die öffentlichen Ausgaben für Struktur- und Regionalpolitik belaufen sich auf ca. 30 Prozent des EU-Gesamtbudgets. Grafik 1 illustriert die regionale Verteilung dieser Mittel. In einem aktuellen Forschungsprojekt untersuchen wir die Auswirkungen der regionalpolitischen Förderung in der EU auf das wirtschaftliche Gleichgewicht. Das heisst, unsere Wirkungsanalyse der Fördermassnahmen bezieht nicht nur direkte Effekte auf die geförderten Regionen der EU mit ein, sondern berücksichtigt auch die gesamte wirtschaftliche Dynamik aller EU-Regionen.

CRED: Struktur- und Regionalpolitik / Regional policy
Grafik 1: Verteilung der pro Kopf Transfers aus EU Struktur- und Kohäsionsfonds. Regionen in dunkelgrün weisen die höchste Förderintensität auf.

Basierend auf dieser Analyse leiten wir Kriterien für «optimale» regionalpolitische Fördermassnahmen ab, welche die Effizienz der EU-Strukturpolitik gemäss unseres Modells maximieren würde. Dabei zeigt sich, dass die optimale Kombination an Fördermassnahmen regional variiert. Würde der Mix an Lohnsubventionen, Investitionen in die regionale Produktivität (u.a. via Subventionen für innovative Produktentwicklungen) und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur systematisch nach Regionen abgestimmt, bestünde ein erhebliches Potential für Effizienzgewinne bei der Verwendung von EU-Fördermitteln.

Laufende Projekte zum Thema Struktur- und Regionalpolitik

 Arbeitstitel Fragestellung
Autoren
On the Optimal Design of Place-Based Policies: A Structural Evaluation of EU Transfers Wie sollten Regionaltransfers in der EU optimalerweise ausgestaltet werden?
Yashar Blouri, Maximilan von Ehrlich
The Persistent Effects of Place-Based Policy: Evidence from the West-German Zonenrandgebiet
Welche Langzeiteffekte haben Regionaltransfers?
Maximilan von Ehrlich, Tobias Seidel (Uni Duisburg-Essen)